Mit Lippert läuft’s automatisch: Der Pressather Maschinenbauer ist bekannt als Partner der Porzellanindustrie. Längst hat er sich mit der Automatisierungstechnik ein zweites Standbein geschaffen.Wer das Erfolgsgeheimnis des deutschen Maschinenbaus sucht, wird in der Böttgerstraße fündig. In einer Halle auf dem Gelände der Julius Lippert GmbH & Co. KG hat sich Josef Haßfurther Raum zum Probieren geschaffen. Mit seinen Kollegen/-innen arbeitet er an Maschinen, die allesamt einmalig sind. „Zu uns kommen Kunden, wenn sie maßgeschneiderte Lösungen brauchen“, erklärt der stellvertretende Fertigungsleiter. In Schränken und Regalen stehen ausgefallen geformte Tassen, die zeigen, was das für Kunden sind. Porzellanfabriken haben die Designermodelle nach Pressath gebracht. Von Lippert wollen sie eine Lösung, die aus der kreativen Idee ein Serienprodukt macht. Bislang haben er und sein Arbeitgeber jeden noch so ausgefallenen Wunsch erfüllt, die passende Produktionsmaschine entwickelt, sagt Haßfurther. Dabei ist der Maschinenbauer auch zum „Porzelliner mit ganzem Herzen“ geworden.

Paket auf dem Rückzug

In letzter Zeit hat er sich zudem immer mehr zum Automatisierungstechniker entwickelt. Mit dem Aufstieg des Internet- und Versandhandels wurde dieses zweite Standbein für den Traditionsbetrieb immer wichtiger. Auch hier suchen Kunden in Pressath Lösungen, die es von der Stange nicht gibt. In der Experimentier-Stube stehen deshalb neben den Designer-Tassen Transportboxen voller Pakete. Eine Anlage ist beinahe fertig, die Böttgerstraße darf sie aber erst verlassen, wenn sie einen Test unter realen Bedingungen bestanden hat. Die Pakete dienen dazu, die Anlage muss zeigen, dass sie die vorgegebene Menge in der angestrebten Zeit ordnen und verteilen kann. „Der Bote muss im Paketzentrum nur noch sein Auto beladen und die Lieferung zur Haustür bringen“, erklärt Haßfurther.

Dabei sei das klassische Paket schon wieder auf dem Rückzug. Versender setzen verstärkt auf Tütenbeutel, weil die weniger Platz benötigen und günstiger sind. Für die Firma Lippert ist dies eine Herausforderung – aber eine, über die sie sich freut. „Eine Pappschachtel zu befördern und zu sortieren ist einfach“, erklärt Josef Haßfurther. Je nach Füllung verliert dagegen ein Beutel an Stabilität und ist für die Maschine schwer zu Greifen. In der Versuchshalle arbeitet ein Team aus Mitarbeitenden der verschiedenen Bereiche daran, die Technik zu verbessern und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.

Die Motivation und Experimentierfreude seiner Kollegen gibt Daniel Sper die Sicherheit, dass die Firma Lippert Konkurrenz nicht fürchten muss. Das Mitglied der Lippert-Geschäftsführung kennt die Stärken des Betriebs: „An eine Firma wie uns denken Politiker, wenn sie vom deutschen Mittelstand sprechen.“ Lippert sei in der Region verwurzelt, die 250 Mitarbeitenden leben im Umkreis von 30 Kilometern, erklärt der Urenkel des Firmengründers Julius Lippert. Gleichzeitig ist die GmbH ein Global Player, Lippert-Anlagen arbeiten in 40 Ländern auf der ganzen Welt.

Eine Partnerschaft verbindet den Betrieb mit dem Roboter-Spezialisten Kuka, der zuletzt für Nachrichten sorgte, weil ein chinesischer Staatsbetrieb ihn übernahm. Sper macht dies keine Sorgen, er sieht Chancen: „Für Kuka öffnet sich nun der chinesische Markt.“ Das kann auch Lippert helfen, denn der Betrieb will und muss wachsen. „Aufträge und Projekte werden immer größer“, erklärt Sper. Hersteller müssen eine gewisse Größe nachweisen, um als Vertragspartner in Frage zu kommen.

Weichen fürs Wachstum

Fürs eigene Wachstum hat der Betrieb auch räumlich die Weichen gestellt. Das Genehmigungsverfahren für die Erweiterung auf einer Fläche nahe am Betrieb läuft, denn der Heimat will Lippert treu bleiben, versichert Sper. „Dazu müssen aber Herausforderungen gemeistert werden“, schiebt er hinterher. „Ob wir in fünf oder zehn Jahren hier noch unsere Fachkräfte bekommen, ist unsicher.“ Vor allem für die immer komplexere Steuertechnik seien IT-Experten nötig, die es in der Oberpfalz kaum noch gibt. Über die Möglichkeiten seines Betriebs macht sich Sper keine Illusion. „Wenn auch zu Unrecht: Die nördliche Oberpfalz hat keinen guten Ruf.“ Es sei schwer, Fachkräfte von außerhalb zum Umzug zu bewegen. Lippert habe dies versucht, der Erfolg war mäßig. Deshalb setzt der Betrieb verstärkt auf Ausbildung. Unter den 250 Beschäftigten sind derzeit 41 Azubis.

Es sei wichtig, den Absolventen/-innen vor Ort bestmögliche Bedingungen zu bieten. Dabei wünscht sich Sper mehr Engagement der Politik für die OTH Amberg-Weiden. „Das Angebot muss besser werden.“ Wer zum Studieren weggeht, kommt oft nicht mehr zurück, das habe er im eigenen Bekanntenkreis erfahren. Sein Anliegen habe er Landrat Andreas Meier vorgetragen, „Ich bin zuversichtlich, dass er sich hierfür einbringen wird.“ Nur mit mehr Geld, lassen sich die Möglichkeiten der OTH verbessern, so dass sie mit anderen Hochschulen konkurrieren kann. Wenn dies gelingt, sei ihm um die Zukunft nicht bange. Für alles andere sorge der Ideenreichtum in Lipperts Experimentier-Stube.

Ob wir in fünf oder zehn Jahren hier noch unsere Fachkräfte bekommen, ist unsicher.Daniel Sper Mitglied der Geschäftsführung

Global Player in der vierten Generation

Pressath. (wüw) Die Julius Lippert GmbH & Co. KG ist ein reines Familienunternehmen. Derzeit läuft der Übergang zur vierte Generation in der Geschäftsleitung. Geschäftsführer Gerold Sper arbeitet Hand in Hand mit der neuen Generation und wird nach und nach die Verantwortung für die Geschäfte übergeben.

Mit etwa 250 Mitarbeitenden erwirtschaftet der Betrieb derzeit einen Umsatz von circa 30 Millionen Euro jährlich, etwa die Hälfte im Export. Überdurchschnittlich ist das Engagement bei der Ausbildung – qualitativ und quantitativ. Derzeit beschäftigt Lippert 41 Azubis, immer wieder machen die Lehrlinge der Firma als Jahrgangsbeste auf sich und ihren Arbeitgeber aufmerksam.

Seit 1954 entstanden an der Böttgerstraße mehr als 2000 Maschinen für Betriebe in 40 Ländern. Die Geschichte des Betriebs reicht noch weiter zurück. Unternehmensgründer Julius Lippert war vor dem Zweiten Weltkrieg bereits in leitender Funktion in einer Karlsbader Maschinenbaufirma tätig, die auch für die Porzellanindustrie fertigte. Sein Wissen hat er nach der Vertreibung für seine Neugründung genutzt. Diese entstand ab 1949 im unterfränkischen Karlstadt.

Weil sie dort zu weit von allen Keramikherstellern entfernt war, folgte der Umzug nach Pressath, in die Nähe der Weidener Porzellanfabriken. Nach wie vor ist die Porzellanindustrie auf der ganzen Welt ein wichtiger Absatzmarkt der Firma Lippert. Der Pressather Betrieb fertigt Maschinen und Anlagen für die Bereiche Sanitär, Geschirr, Technische Keramik und im Sondermaschinenbau.

Immer wichtiger wird zudem die zweite Sparte: die Förder- und Automatisierungstechnik. Die Spezialität der Pressather sind dabei „maßgeschneiderte, kundenspezifisches Speziallösungen“ und zwar vom „Wareneingang bis ins Paket-Zustellfahrzeug“. Dabei kooperiert die Firma häufig direkt mit den Kunden, entwickelt etwa spezielle Lösungen gemeinsam mit der deutschen Post. In diesem Bereich rechnet die Firma Lippert auch weiterhin mit starkem Wachstum.

Nur auf den erste Blick scheinen die beiden Sparten wenig gemeinsam zu haben. Tatsächlich profitieren sie von der jeweils anderen, sagt Daniel Sper. Die traditionelle Keramiksparte bringt verfahrenstechnisches Wissen ein, die Automatisierungstechnik neues Logistik-Know-how. Außerdem helfen die beiden Standbeine konjunkturelle Schwankungen auszugleichen.